In meiner Forschung entdecke ich immer mal wieder interessante Dinge.
Hier eine Geschichte, die ich erst nach Jahren auflösen konnte.

Von einer Großtante erhielt ich aus dem Nachlass meines Urgroßvaters die Unterlagen, die er für seinen Ariernachweis gesammelt hatte.

Im Sterbeeintrag meines 5xUrgroßvaters Carl Gottfried Kraemer aus dem Jahr 1824 aus Wedel steht am Ende folgendes: 

"...welche er als Witwe, aber keine Kinder hinterlässt. Alter 69 Jahre."



Wie kann das sein? Er soll doch ein Vorfahre von mir sein und in den dänischen Volkszahlregistern (VZ) sind auch zwei Söhne genannt? Fragen über Fragen.

Da es 2008 für Wedel schon ein Online-Ortsfamilienbuch (OFB) gab, nahm ich Kontakt mit dem Ersteller auf. So erfuhr ich dass der erste, im VZ genannte Sohn ein uneheliches Kind seiner Ehefrau Margaretha war. Der jüngere Sohn kam aber im OFB nicht vor. So blieb das erstmal ein Rätsel, wann und wo mein 4xUrgroßvater Gottfried geboren wurde. Ich hatte zwar in weiterführenden Unterlagen den Hinweis auf 1794 in Hamburg, aber belegt war das zu diesem Zeitpunkt nicht.

Als es im Kirchenbuchportal Archion.de vor ein paar Jahren eine Aktion gab, Kirchenbücher für eine kurze Zeit kostenfrei einzusehen, sah ich meine Chance. Ich durchforstete selbst die Taufen von Wedel nach meinem Vorfahren.
Nach Stunden am PC kam eines Morgens der Durchbruch: Ich fand die Taufe, aber nicht wie vermutet im Jahr 1794 oder kurz danach, sondern im Jahr 1810.

Der Eintrag lautet wie folgt:

"Gottfried Kraemer, eines Juden Sohn aus Hamburg. Der sein Pflegevater Kraemer aus Schulau der ihn als seinen eigenen angenommen hatte, wie er das zur Konfirmation verordnungsordnungsgemäße Alter erreicht hatte, taufen ließ.

Paten:
1.   Der Herr Major von Spaeth,
2.   Der Herr Adjudant von Beck, beide in Wedel,
3.   Der Herr Leutenant von Göttsch in Spitzerdorf"

Mein überraschtes "Oh", ließ meine Töchter aufhorchen, die gerade Fernseh guckten. "Papa, was hast Du gefunden?"

Nun erklärte sich auch das Ergebnis meines DNA-Testes, welchen ich bei ancestry.de gemacht hatte. Er sagte unter anderem, dass 2% meiner DNA jüdisch sind.

Da hatte der arme Schifferknecht Gottfried Kraemer das Kind eines Juden aus Hamburg adoptiert. Ich versuchte nun herauszufinden, wie es dazu kam. Da eigene Forschungen ins Leere liefen, fragte ich Anfang 2023 bei der jüdischen Gemeinde in Hamburg nach Hilfe an. Dort bekam ich nach kurzer Zeit zwar die Bestätigung meiner Forschungen, aber leider konnte nicht geklärt werden, wann Gottfried adoptiert wurde und wer seine leiblichen Eltern sind.

Gottfried ging später ins Nahe Hamburg, wurde erst Segelmacher, später war er Offiziant der Hafenrunde (dem Vorläufer der Hafenpolizei in Hamburg). Er heiratet und hatte mindestens zwei Kinder. 1872 starb er in Hamburg.