Zwei meiner drei Großeltern sind in Gegenden geboren, die heute nicht mehr zu Deutschland gehören bzw. bei meinem Großvater mütterlicherseits nie dazu gehörten.
Hier erzähle ich die spannende Geschichte der Winkelbauer durch Europa.
Ahnenforschung ist das forschen in die Vergangenheit. Um zu erfahren, woher die eigene Familie kommt, muss man erst die noch lebenden Vorfahren ausfragen. Das habe ich lange und oft gemacht in den letzten zwei Jahrzehnten.
Bei einigen Zweigen meiner Vorfahren war es einfach, bei anderen schwieriger. Die Vorfahren meines Großvaters Winkelbauer haben eine spannende Geschichte, die im Böhmerwald begann und in Gifhorn endete.
Den ältesten belegbaren Nachweis auf meine Vorfahren mit dem Namen Winkelbauer habe ich stand heute (Oktober 2025) im Böhmerwald aus dem Jahr 1677. Dort heiratet Lorenz Winkelbauer eine Elisabeth Veits in Albrechtsried (Albrechtice).

Vermutlich wurde Lorenz 1656 dort geboren und getauft, aber auch nach Jahren ist das nicht gesichert. Auch die Verbindung zu den ältesten nachgewiesenen Winkelbauer aus dem Böhmerwald Jakob Winklbauer, wird vermutet, aber gesicherte Beweise habe ich nicht.
Weitere drei Generationen nach Lorenz lebten im Böhmerwald. Der Ur-Ur-Enkel von Lorenz, Johann Baptist, geboren 1811 in Rehberg (Srní) ist dann nach Kolomea (Kolomyja) in Galizien (heutige Westukraine) ausgewandert, wo andere Auswanderer aus dem Böhmerwald nach einem Abstecher in die Bukowina (Buchenland), heutiges Rumänien eine Siedlung gegründet hatten, die sie Mariahilf nannten.

Dort heiratet er 1836 eine andere Auswanderin, Anna Fischer. Sie bekamen sechs Kinder und zwei weitere Generationen lebten in Galizien.

Dann kam der zweite Weltkrieg und der Hitler-Stalin-Pakt. Er sah unter anderem vor, dass alle deutschstämmigen Personen aus den Gebieten der damaligen Sowjetunion "Heim ins Reich" geholt werden sollten. So musste mein Urgroßvater Wilhelm Winkelbauer und seine Familie und alle anderen "Galiziendeutschen" ihre geliebte Heimat verlassen, die sie über mehr als 200 Jahre mit Ukrainern und Polen friedlich geteilt hatten.
Sie kamen in ein Umsiedlerlager und bekamen im "Warthegau" einen Hof zugewiesen, aus dem die polnischen Bewohner vertrieben wurden.

Die neue Heimat sollte nicht lange Heimat bleiben. 1945 machten sich die ehemaligen Galiziendeutschen erneut auf und flüchteten von den herannahenden sowjetischen Soldaten.
Im Frühjahr 1945 endete die Reise im Landkreis Gifhorn, wo heute noch zahlreiche Nachfahren der Galiziendeutschen leben.
Zu erwähnen ist noch, das viele Galiziendeutsche auch ausgewandert sind. Manche zeitweise, wie der Bruder meines Urgroßvaters, Karl, nach Argentinien oder dauerhaft z.B. in die USA, wie die Schwestern meines Urgroßvaters, Anna und Karolina. Aber das ist eine andere Geschichte ;)